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Donnerstag, 25. März 2010

Hallöchen liebe Leutchen!

Ich hab zwar noch keine Änderungswünsche erhalten, aber ich dachte, ich zeig euch mal ein neues Bild. Das ist an einem Platz in Sundsvall, dort steht ein Tor, das eigentlich aus 3 Toren besteht und jedes hat ein Schild oben. Auf dem ersten steht „Ja“, auf dem zweiten „Nej“ (ich hoffe, Du kannst Dir denken, was das bedeutet) und auf dem dritten eben „Vet ej“, was “vielleicht” heißt. Ich hab noch niemanden gefragt. warum das da steht, aber ich stelle mir vor, dass das für Verliebte ist. Einer stellt sich dahinter, der andere fragt „Willst du mich heiraten/mit mir zusammen ziehen/ mit mir zusammen sein/ mich küssen/ mich verlassen?“ und dann muss der erste nur noch das richtige Tor finden. So oder so ähnlich könnte das passieren, denk ich. Ich mag das Bild, weil ich mich ja auch nie entscheiden kann. Ich hab sogar schon Probleme mich zwischen dem Tagesessen (“dagens”) und dem Standardessen im Kårhuset zu entscheiden. Das Standardessen ist Hamburger mit Pommes. Nicht sehr gesund. Aber beim Tagesessen kann man leider nie sicher sein, ob es schmeckt. Bei den letzten Spaghetti Bolognese stimmte was mit dem Koch nicht, der hat so viel Pfeffer in die Sauce getan, der hing mir nachher noch zwischen den Zähnen… Igitt! Verliebt war der jedenfalls mal nicht.

Mit Kati hatte ich noch eine schöne Zeit. Freitag waren wir auf einer Party und in der Disco. Ja, beides, denn die Parties (Boah, jetzt zeigt sogar mein Schreibprogramm schon an, das Parties falsch ist und hätte gerne das ich Partys schreibe. Na wegen mir, dieses eine mal grade muss aber reichen. Ob da der Herr Schneider seine Finger im Spiel hat? Ohje, für den muss ich ja noch Textzusammenfassungen schreiben. Wann soll ich das denn machen zwischen so vielen Parties, Papers -oder Papern?- und Schlaf? Aber nun zurück zum Thema…) also die Parties hier sind immer nur Pre-Parties. Man darf nämlich nicht sehr lange in seiner Wohnung feiern. Wie lange wissen wir nicht genau, aber wir wissen, dass es nicht bis 2 gehen darf. Nach der Superheroparty haben die Jungs nämlich ganz schön Ärger bekommen und sollten eine Strafe in Höhe von 90 Euro zahlen. Ganz schön heftig. Aber irgendwie haben die die doofen Stubo-Leute überredet, dass sie nicht zahlen müssen. Jetzt heißt es allerdings vorsichtig zu sein.

Am Samstag (oder Sonntag?) haben wir uns von den Belgiern zwei Plastik-Kinder-Snowboards geliehen und sind damit den großen Schneeberg vorm Haus runter gefahren. Man, das war so lustig! Kati ist einmal gefallen (nicht doll, alles heile!) und ihr Snowboard ist den Berg runter gerutsch. Immer, wenn wir dachten, es bleibt jetzt endlich stehen, hat es nur kurz die Richtung gewechselt und ist dann weiter gefahren. Das sah aus wie ferngesteuert. Irgendwie hat es sogar den Weg, der geräumt ist und an dessen Seiten Schneemauern stehen, überwunden und ist insgesamt bestimmt 200 Meter weit gefahren. Den Weg haben wir uns danach mal näher angesehen, aber es ist uns immer noch ein Rätsel wie das passieren konnte. Das muss gehüpft sein. Den Schneeberg zu erklimmen war übrigens gar nicht so einfach. Weil der wirklich nur aus Schnee besteht und in den letzten Tagen die Sonne so viel geschienen hat, bestand der aus zwei Schichten (vielleicht auch mehr, aber ganz so tief bin ich nicht vorgedrungen): die oberste ist Eis, etwa 3 cm dick und dann kommt luftiger Schnee. Wenn man sich nicht ganz besonders konzentriert, bricht man da immer wieder ein und steckt dann mit dem ganzen Bein im Schnee. Ja, Du kannst Dir vorstellen, wie lustig das ausgesehen haben muss. Vor allem beim Versuch wieder raus zu kommen. Jedenfalls denk ich, dass es lustig ausgesehen haben muss, denn plötzlich hat jemand geschrien und nicht mehr aufgehört, bis wir ihn entdeckt haben. Da stand doch tatsächlich ein Mann auf dem Balkon und hat uns fotografiert. Wir haben also nett gewunken und dann gings weiter. Das hätt ich mal besser gelassen, denn als ich so auf dem Snowboard stand, ging es plötzlich nicht mehr weiter. Ich stand genau über einer Kuhle (ich glaube, dieses Wort habe ich noch nie in meinem Leben geschrieben) und vorne war der Schnee höher als hinten, darum gings natürlich nicht weiter. Ich hab mich einen Schritt bewegt und knack… da war das Ding durchgebrochen. Mist, jetzt schulde ich dem Gerwin ein Dinner. Ich hätte gerne Ideen dafür! Eigentlich wollten wir auch noch einen Schneemann bauen und den Erwin nennen, weil der uns, als wir das Snowboard geholt haben, ganz besonders verwöhnt hat: er hat und Waffeln mit Sahne und Schokostreuseln gemacht. Wunderbar! Aber leider war der Schnee zu … hm… wie sagt man das… gefroren? nein, Schnee ist ja nun mal immer gefroren…er war zu kristallin… haha… naja, er war jedenfalls irgendwas, weil die Sonne geschienen hat und er danach wieder gefroren ist. Und so ist er sofort auseinander gebröselt, wenn man ihn rollen wollte. Bist du grade über die Namen Gerwin und Erwin gestolpert? Ja, wir auch einige Male. Das lustigste daran ist, dass die aus dem gleichen Land sind und auch noch Freunde. Man sieht die also oft zusammen, Gerwin und Erwin.

Seit Montag früh bin ich nun wieder allein. Mit Katis Abreise hat auch eine relativ stressige Woche angefangen. Ich musste nämlich Freitag das nächste Paper abgeben. Diesmal den Methodenteil meiner imaginären Masterarbeit. Ich hab mich dumm und dämlich gesucht nach einer guten Anleitung für eine lineare Regressionsanalysen. Hab leider keine gute gefunden. Wahrscheinlich versteh ich einfach noch viel zu wenig davon. Wenigstens hatte ich dank Yuliya ein Buch namens „SPSS and sex, drugs and rock’n’roll“. Damit hatte ich wenigstens noch ein bisschen Spaß bei so viel Mathe. Wie hieß nochmal das Fach, dessen Studenten ich innerlich ständig auslache und bemitleide gleichzeitig? Ach ja, Mathe… Ich hab mich dann entschieden, einfach ganz grob zu schreiben, was ich dazu weiß und was ich beachten muss (wir mussten nur beschreiben was wir machen werden, aber es selbst nicht durchführen) und mich dann lieber den schöneren Dingen, wie Variablen zu bestimmen und beschreiben, gewidmet. Variablen sind hier übrigens nicht mathematisch, sondern es sind 2 Faktoren, von denen man rausfinden will, ob sie einen Einfluss aufeinander haben oder nicht. Also eigentlich, ob die unabhängige Variable einen Einfluss auf die abhängige Variable hat. In meiner Arbeit sind die Variablen Bildung und Betrung des Wohlfahrtsstaates (genauer: der Arbeitslosenversicherung). Sehr, sehr interessant! Ich hab diesmal übrigens schon eine Stunde vor Deadline abgegeben. Eine echte Meisterleistung, für mich.

Damit komme ich zu meinem nächsten Thema, über das ich mir in letzter Zeit viele Gedanken gemacht habe. Ich habe überlegt, wie ich in Deutschland jemandem mein Thema erklären würde, weil mir aufgefallen ist, dass ich das bisher immer nur auf Englisch gemacht habe. Lustigerweise auch, als ich das Thema in Deutschland mal mit einem Dozenten besprochen habe. Der kam nämlich aus Irland/Großbritannien/Amerika (ja, alles gemischt) und hat deshalb nur Englisch mit uns gesprochen. So, und beim Überlegen ist mir also so aufgefallen, das ich wohl erstmal einige Problemchen hätte, das ganze auf Deutsch zu erklären. Das war ein Schock. Der zweite eigentlich, nachdem mir schon aufgefallen ist, dass nicht nur meine Rechtschreibung schon immer miserabel war (Haha, sogar miserabel hatte ich erstmal falsch geschrieben. Und das man erstmal auseinander schreibt, weiß ich jetzt auch, ignoriere ich aber einfach, bis es sich eingebürgert hat und im Duden steht. Und dann ignoriere ich es weiter, weil es ja dann nix mehr zu ignorieren gibt.) und leider noch ist, sondern ich auch noch immer schlechter im Sprechen und Schreiben auf Deutsch werde. Nun ja, das hat allerdings auch eine gute Seite: ich werde dafür nämlich immer besser in Englisch. Wenn ich etwas lese, weiß ich danach oft nicht, ob es Englisch oder Deutsch war. Manchmal benutze ich in Gedanken auch englische Wörter, weil die einfach besser passen als deutsche. (Da fällt mir doch glatt Wittgenstein ein und seine Grenzen der Sprache, die die Grenzen der Welt bedeuten sollen. Hat er Recht?) Das ist lustig, dass so an sich selbst zu beobachten. Allerdings sprechen wir nicht das sauberste Englisch, sondern eben „International English“. Ein Beispiel gefällig? Unser Dozent hat einem Kommilitonen gesagt, er dürfe keinen „apples with pears“ vergleichen. „Does that work in english?“ Jeder hat zwar gesagt, das er es nicht wisse, aber verstehe. Und nachher haben wir dann mal nachgeschaut und nein! es funktioniert im Englischen nicht. Da sind es „apples and oranges“. Aber da es in allen anderen Sprachen (also in allen weiß ich natürlich nicht, aber jedenfalls in den im Kurs vertretenen) geht, wird das Englische da eben angepasst.

So, nun hätte ich gerne, dass Du mal kurz überlegst, wann Du das letzte Mal jemanden mit einer roten Schleife (das Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken) gesehen hast. Schon was länger her? Ja, bei mir auch. Allerdings sieht man hier nicht nur statt dessen, sondern noch sehr viel häufiger, mindestens einmal am Tag, eine rosa Schleife. Das ist ein Symbol, mit dem auf die Problematik der Brustkrebserkrankung hingewiesen werden soll. (Die Formulierung hab ich aus Wikipedia geklaut, ist nämlich gar nicht einfach, zu sagen, wofür oder wogegen die Schleifen stehen, probiers mal aus.) Aus irgendeinem Grund wird die Schleife hier sehr oft getragen. Ich glaube nur von Frauen, bisher hab ich noch keinen Mann damit gesehen, aber Frauen jedes (und jeden, das ist die neuere Variante) Alters. Ob es dafür eine Erklärung gibt? Bestimmt. Welche?

Am Mittwoch hab ich mir eine Schreibpause gegönnt und bin zum St. Patrick’s Day ins Kårhuset gegangen. Es gab ein Quiz und viel Guiness. Die Quizfragen hab ich noch, darum darfst Du Dich jetzt auch mal testen:

  1. Wie heißt die Königin oder der König von Irland?
  2. In Schweden gibt es viele Alkoholläden. Nenne den Namen eines Geschäftes.
  3. Was kostet das Guiness heute im Kårhuset?
  4. Was ist … letztes Wort in [irgendeiner] Folge [irgendeiner] Staffel von „How I met your mother“?
  5. Aus welchem Land kam der Gewinner des letzten Eurovision Song Contests und wie heißt er?
  6. Welcher ist der international erfolgreichste Hit von ABBA?
  7. Wer spielte Sandy in dem Film „Grease“?
  8. Welcher Vertrag erlaubt es innerhalb Europas frei zu reisen?
  9. Wie lautet die chemische Formel für Stickstoffdioxid?
  10. Wie heißt die Verbindung, deren Mitglieder lila Latzhosen tragen?
  11. Welches Land gewann 1966 die Weltmeisterschaft?
  12. Wie heißt die Hauptstadt des Irans?
  13. Welches Land ist komplett von nur einem anderen Land umgeben?
  14. Wie heißt die Königin von England?
  15. Wie heißt die Hauptstadt von Australien?
  16. Wie heißen die vier Jungs aus „South Park“?
  17. Wie werden beim Bowling 3 Strikes in Serie genannt?
  18. Wer führte beim Film „Alice im Wunderland“ Regie?
  19. Welche Stadt in Irland hindert Weinflaschen am Auslaufen?

Hm, mit How I met your mother kenn ich mich leider nicht aus, darum kann ich mich auch an die Frage nicht erinnern. Und ob der Film “Alice im Wunderland” auch in Deutschland so heißt, weiß ich grade nicht, ich geh aber mal davon aus. Und? Wie viele Punkte hast Du? Wir hatten 13. Naja, wenigstens wussten wir den Bierpreis. Die Auflösung für Dich kommt bald.

Vom Eis, das die ganze Stadt überzieht hab ich ja schon erzählt. Auf meinem Weg zur Uni am Mittwoch (vor einer Woche), hab ich mich dann auch tatsächlich festgelaufen. Plötzlich stand ich da, umgeben von nichts als Eis und wusste nicht vor und nicht zurück. Ganz kurz hab ich überlegt, solange zu warten, bis das Eis geschmolzen ist, den Gedanken dann aber schnell wieder verworfen. Und dann hab ich mich so klein wie möglich gemacht, um nicht so tief zu fallen, und bin gaaaaanz vorsichtig weiter gegangen. Das war ein ganz schöner Adrenalinstoß, aber gefallen bin ich doch nicht. Überhaupt bin ich noch gar nicht ausgerutscht hier. Das wundert mich sehr. Und es freut mich noch viel mehr. Seit gestern ist es aber nicht mehr so rutschig. Ja, wie kann das passieren? Nein, Schnee gibt es noch genug, der wegschmelzen könnte. Die Lösung ist: es hat mal wieder geschneit. Und die Wettervorhersage sagt, dass es die nächsten 2 Wochen weiter schneien soll. Oh man, langsam hab ich die Nase voll. Wir haben Ende März, ich will Frühling!

Am Mittwoch Abend hat Roxana für ihre Mitbewohnerin und Mitrumänin Ana eine Überraschungsparty geschmissen. Um halb 10 sollten wir uns alle vor der Tür treffen. Als wir ankamen hatte Roxana nicht grad das lustigste Gesicht. Warum? Weil Ana seit 8 Uhr am schlafen war. Schön doof. Und Roxana hat sie einfach nicht wach gekriegt. Aber wir wollten ja jetzt nicht einfach wieder gehen, dafür hatten wir zu viel Kuchen, also sind wir alle in die Küche gegangen und dann hat Roxana es noch einmal versucht. Und es hat geklappt. Ana kam ganz verschlafen in die Küche und wir haben angefangen zu singen. Und dann musste sie weinen. Ach war das schön. Also ich meine, sie hat natürlich nur geweint, weil sie das so schön fand. Und das fand ich wiederum schön. Naja, du verstehst schon.

Ich mache hier ja meine Hypo weiter. (Für alle, die nicht wissen was das ist: Eigentlich heißt das Hyposensibilisierung. Da bekommt man regelmäßig eine Spritze mit einer Lösung mit den Allergenen, auf die man allergisch reagiert. Das soll den Körper daran gewöhnen, oder so ähnlich. Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.) Da ich die ja jetzt im 4. oder 5. Jahr mache, hab ich schon einige Hypo-Ärzte erlebt. Aber so nett und fürsorglich wie hier war noch keiner. Als ich letzten Monat im Wartezimmer saß, das eigentlich gar kein richtiges Wartezimmer ist, sondern eine Ecke im Flur, von der aus man direkt in die Behandlungsräume kommt, kam der Arzt vorbei. Wir hatten 14:17 Uhr und um 14:15 Uhr hatte ich den Termin. Da war der Arzt doch tatsächlich so verwundert drüber, dass er mich gefragt hat, ob ich meinen “Shot” (ja, das heißt auch Spritze auf Englisch, hört sich aber wirklich komisch an) schon bekommen hab. Als ich nein gesagt habe, ist der zu den Schwestern gegangen und hat die gefragt, wann ich den endlich dran sei. Und dann hat er mir gesagt, dass ich ganz bald rein darf. Also da war ich echt platt. Hat das jemand schon mal (in Deutschland) erlebt? Hm, wenn ich so drüber nachdenke, kann ich mir das bei meinem homöopathischen Wunder-Salze-Heiler schon vorstellen, aber nur, weil der irgendwie nie Patienten hat und darum genug Zeit, durch die Gegend zu laufen, außer es ist grade Schweinegrippesaison und früh morgens. Passiert ist mir das da aber auch noch nie.

In Schweden gibt es einige ungeschriebene Gesetze. Das allemansrätt, nach dem sich jeder überall frei bewegen darf und auch das Jante-Gesetz. Ein interessanter Beitrag und eine Übersetzung des gesamten Gesetzes findest Du hier http://www.fiket.de/2006/05/07/wort-der-woche-jantelagen/. Jedenfalls besagt es im Grunde, dass alle gleich sind und niemand besser als jemand anderes. Vielleicht liegt es auch an diesem Gesetz, dass sich hier jeder duzt. Die Schwestern im Krankenhaus duzen die Ärzte (als bei meinem Arzt in Landau sagen die, glaub ich, sogar Herr Dr. Blabla) und mein Kommilitone würde sogar den schwedischen Ministerpräsident mit Frederik ansprechen. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig für mich. “Noch einen Kaffee, Angela?” Einzig den König würde er mit irgendwas anderem ansprechen, da war sich der Tisch aber dann uneinig, wie. Ich verstoße leider hin und wieder gegen das ein oder andere Gesetz, in dem ich doch manchmal über die Schweden lache(n muss). Man möge mir verzeihen, insbesondere, wenn Du auch nur einmal gelacht hast, während Du hier gelesen hast. Außerdem ist es so ganz anders, hier in einem Geschäft oder z.B. beim Stubo zu sagen, dass einem etwas nicht gefällt. Wenn man sich beschweren möchte funktioniert es jedenfalls nicht so, wie ich es gewöhnt bin. Wie sonst, weiß ich leider immer noch nicht so richtig. Auf jeden Fall immer lächeln und nie anmerken lassen, dass man stinkig ist. Ansonsten finde ich es aber wirklich schön, dass man richtig merkt, wie den Schweden diese Gesetze in die Wiege gelegt sind. Am allerschönsten finde ich es, mich mit dem Busfahrer zu unterhalten und zu sehen, was die Menschen alles Ihrem Busfahrer erzählen. In Siegburg waren die immer sooooo muffelig, in Landau schon etwas netter, aber hier geben die einem das Gefühl, die würden sich richtig freuen, dass man grade ihren Bus ausgewählt hat und jetzt damit fährt. Und auch die Fahrgäste geben dem Busfahrer das Gefühl, sie würden sich so richtig freuen, das genau er sie heute fährt. Das ist wirklich toll. Am liebsten setze ich mich darum ganz vorne in den Bus und versuche zu verstehen, was die alle und alles erzählen.

Jetzt will ich nochmal kurz zurück zu dem Freitag, an dem ich mein Paper abgeben musste. Um 3 haben also die letzten abgeschickt. Und um 4 haben wir eine Antwort bekommen, die nur den Zeitplan für die Veranstaltung am Montag enthielt mit den jeweiligen Opponents, die also das Paper, was vorgestellt wird, diskutieren müssen. In der Mail selbst stand nur “Best regards, Ingemar”. (Ja, auch den Professor spricht man mit Vornamen an.) Hm, mein Opponent war Muhammad, der nur in diesem Kurs dabei war. Da aber in der Mail alle auf BCC gesetz waren, hatte ich seine Emailadresse nicht. Also hab ich eine Mail zurück geschrieben und Ingemar um die Adresse gebeten. Der hat sich dann aber bis Sonntag Abend 22:30 Uhr nicht mehr gerührt. Also hab ich den anderen aus dem Kurs, deren Adresse ich von den Mails aus dem Kurs davor noch hatte, geschrieben, ob denn jemand das Paper von Muhammad bekommen hat und mir darum die Mailadresse geben könnte. Das war aber auch nix, den natürlich hatte er unsere Mailadressen auch nicht. Tomas hatte mir sein Paper Samstag geschickt, ich war nämlich sein Opponent. Weil ich es aber erst Sonntag lesen wollte habe ich es nicht gespeichert. Alle Mails gehen hier über so ein System, das sich “Studenportal” nennt. Und ausgerechnet das funktionierte den ganzen Sonntag nicht. Also musst ich Tomas dann irgendwie anders erreichen. Das hat dann abends auch via facebook geklappt. Nur Muhammads Adresse hatte ich immer noch nicht. Und da der Ausfall und der ganze Stress an einem Wochenende ja nicht nur mich betraf, war das ganze Seminar am Montag eine ziemliche Katastrophe. Muhammad war gar nicht erst da, die meisten Opponents waren recht schlecht vorbereitet und überhaupt hatte niemand mehr ein anderes Paper gelesen, als das, das er diskutieren musste. Wie auch, innerhalb von 2 Tagen, für die die meisten etwas anderes geplant hatten (z.B. arbeiten), weil wir ja das, worauf wir die Noten bekommen, schon abgegeben hatten. Schön fand ich dann auch, dass unser Professor anscheinend das Wochenende sehr ernst nimmt, und da nicht mal seine Mails nachguckt, von uns aber verlangt, dass wir arbeiten. Das hätte der auch einfach eine Woche früher sagen können, so wär genug Zeit geblieben. Naja, wenigstens ist das Seminar am Dienstag (für das nochmal 6 Stunden eingeplant waren) ausgefallen, weil wir alle Paper am Montag schon durchbekommen haben. Viel gabs ja auch nicht zu diskutieren.

Hast Du schon mal was von Bachata gehört? Bachata ist ein Tanz aus der Dominikanischen Republik und ist erst seit wenigen Jahren auch außerhalb vom Rotlichtmilieu beliebt. In Sundsvall gibt es einige, die das tanzen können und die geben im Kårhuset einen Kurs. Leider kann ich da nicht, weil ich da immer Schwedisch habe, aber einmal im Monat gibt es in einem Hotel hier eine Bachata-Night. Da waren wir am Wochenende. Ich hatte noch nie vorher jemanden Bachata tanzen sehen und war richtig beeindruckt. Das sieht wirklich toll aus. Aber man weiß dann auch, warum der Tanz bei Prostituierten so beliebt war…

Ich stricke übrigens immer noch fleißig. (Haha, das ist ja ein super Themenwechsel. Größer kann der Sprung, zumindest dem Klischee nach, wohl kaum sein.) Ich habe meine Kniestrümpfe schon lange fertig und, man glaub es kaum, sie sind gleich lang, gleich breit und passen wie angegossen. Im Moment mache ich grade eine Tasche. Zwei habe ich schon fertig. Eine ganz kleine, lilane und eine breitere türkise. Die Jule hätte aber gerne das Muster von der türkisen und die Farbe von der lilanen. (Naja, die Jule denkt, die sei pink, weil die Farbe über die Webcam pink aussah.) Darum mache ich nun eine pinke mit dem schönen Muster. Das kannst Du Dir hier anschauen, auf meiner Lieblingsstrickseite. http://www.nadelspiel.com/2009/11/01/victory-muster/ Schön, oder?

In die Tasche kommt dann noch ein Futter, damit nix rausfällt und zumachen kann man sie mit Klettverschluss. Ich hab es mit Knöpfen versucht, aber erstens sieht das nicht ganz so schön aus, weil sie das Muster etwas verdecken und verziehen und außerdem soll man ja mit der Tasche auch ausgehen können. Und dann erstmal 5 Minuten an den Knöpfen rumzufummeln, während die Bedienung an der Bar auf das Geld wartet ist auch nicht so dolle. Das Annähen des Klettverschlusses mit der Hand war ziemlich schmerzhaft. Da muss ich mir noch was einfallen lassen. Ach, Nähen ist aber auch einfach doof. Vielleicht frag ich für die nächste Tasche mal in meinem Lieblings-Handarbeitsladen, ob ich mich mal kurz an eine der 10 Nähmaschinen setzen darf, die da so ganz ungenutzt rumstehen.

Jetzt wollte ich grade schon Tschüss sagen, da fällt mir noch was ein, was ich schon vor einiger Zeit mal erzählen wollte. In einem Seminar hat der Dozent versucht, mit einem Tafelbild zu erklären, was Cosmopoliten und was Kommunitaristen sind. Und da nimmt der als Abkürzungen doch tatsächlich C und K. Schlaues Kerlchen. Denkste. Denn er hat für den Cosmopoliten das K und für den Kommunitaristen das C genommen. Hihi! Und wieder gegen Jantes Gesetz verstoßen. Tschuldigung.

So jetzt aber wünsch ich Dir eine gute Nacht, einen guten Morgen, einen schönen Tag oder einen angenehmen Abend noch. Mir jedenfalls eine gute Nacht.

Bis bald!

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